Zwischen den Gipfeln

Der Urbanhafen

Oliver Huhn

Ein ständiges Wachstum prägte die Stadt Berlin. Während der Industrialisierung siedelten sich viele Fabriken außerhalb der Stadtmauern an und durch die zugewanderten Arbeiter verdoppelte sich die Einwohnerzahl bis ca.1850.

Berlin wurde zur Industriestadt und Unternehmen wie Borsig, Siemens und AEG errichteten ihre Standorte. Dieser Aufschwung brachte auch einen Wohnungsmangel mit sich, neue Gebiete mussten erschlossen und bebaut werden und die vielbefahrene Spree brauchte Entlastung.
Der Landwehrkanal, welcher einst die äußerste militärische Befestigungslinie Berlins war, wurde für die Schifffahrt ausgebaut und mit Schleusen an die Spree angebunden.

Da es zu dieser Zeit auch Pläne für die Bebauung der Luisenstadt gab, entstand zusätzlich auch der Luisenstädtische Kanal (ursprünglich Federstrich von Kronprinz Friedrich Wilhelm IV), der 1852 fertiggestellt wurde.

Der Luisenstädtische Kanal, der vorbei am Bethanien, durch das Engelsbecken und durch den Oranien- und Wassertorplatz führte, mündete fast rechtwinklig in den Landwehrkanal. An diesem Knotenpunkt entstand mit der Erweiterung des Landwehrkanals von 1891 bis 1896 der Urbanhafen. Er entstand zwischen Admirals- und Baerwaldbrücke und war als einer von zwei Häfen am Landwehrkanal gedacht. Hafen Nummer zwei sollte der Schöneberger Hafen werden und am heutigen Mendelssohn-Bartholdy-Park entstehen.

Für den Urbanhafen weitete man den Kanal südlich auf etwa 145m auf und errichtete eine trapezförmige Ladeinsel. Diese hatte eine ungefähre Abmessung von 290m Länge und 50m Breite und wurde mit einer 20m langen Hubbrücke mit dem Festland verbunden. Es entstand so ein Hafengelände mit einer Gesamtfläche von ca. 50.000m². Schon bei seiner Eröffnung war der Urbanhafen aber zu klein und in den folgenden Jahren ständig überlastet.

Einige Jahre vergingen, die Luisenstadt wurde inzwischen größtenteils vom Schiff errichtet und der Erste Weltkrieg vollzog sich, bis am 1. März 1923 der Urbahafen an die BEHALA (“Berliner Hafen- und Lagerhaus AG”) übergeben wurde. Nur ein paar Jahre später, am 26. August 1926 entschied man die Zuschüttung des Luisenstädtischen Kanals, denn die Luisenstadt war soweit bebaut und der Kanal setzte sich zu, floss sehr langsam und begann zu riechen. Da zu dieser Zeit die heutige U8 gebaut wurde, nutzte man die Erdmassen vom U-Bahnbau für die Befüllung des Kanals. Der Landwehrkanal behauptete sich aber weiterhin und 1934 baute man die Ladeinsel des Urbanhafens aus.

Es kamen die Jahre des Zweiten Weltkriegs in denen der Urbanhafen keinen großen Schaden erlitt. Die Anforderungen wuchsen aber weiter und durch den nicht vorhandenen Anschluss an Gleise sank die Attraktivität des Hafengeländes. Auch die umliegende Bebauung ermöglichte keine Erweiterungen in Form von Speichern und der Landwehrkanal diente nur kleinen Schiffen als Verkehrsfläche, so dass es 1963 zur Schließung des Urbanhafens kam.

1964 schüttete man Teile des Hafens zu und verband die Ladeinsel mit dem südlichen Festland.

Nur ein paar Jahre später, von 1966 bis 1967, entstand auf dem ehemaligen Hafengelände und Becken eine Erweiterung des östlich gelegenen Krankenhauses am Urban. Der Entwurf des v-förmigen Stahlbetongebäudes stammt vom Architekten Peter Poelzig und besteht bis heute. Der Uferbereich wurde begrünt and dient seit dem als Erholungsort.